Uberregulierter Taximarkt

Die meisten, gerade jüngeren Leute werden mit dem Begriff Uber etwas anfangen können. Uber, der Fahrdienst der erst die USA, dann auch andere Staaten innerhalb weniger Jahre erobert hat und auch vor Deutschland keinen Halt macht. In der Theorie zumindest. Denn Deutschland scheint alles daran zu setzen, dem neuen Dienstleister aus Nordamerika das Leben schwer zu machen und das Monopol der Taxiunternehmen zu bewahren. Doch damit könnten wir mehr als nur günstige Fahrten verpassen.

FaktenUberblick

  • Uber Technologies ist ein sogenanntes „Ridesharing“-Unternehmen, das international agiert und weltweit in über 785 Städten in 65 Ländern vertreten ist
  • Gegründet 2009, macht das Unternehmen mittlerweile einen jährlichen Umsatz von 11,3 Milliarden US-Dollar, hat jedoch Ausgaben von 13,1 Millarden Dollar und somit Verluste von 1,8 Milliarden US-Dollar
  • Der Marktanteil liegt weltweit bei über 50 Prozent, Uber ist damit Marktführer im Bereich der Fahrdienste
  • Außer dem Ridesharing Dienst werden in einigen Ländern auch noch ein Essenslieferdienst (Uber Eats), ein Dienst für Schwertransporte (Uber Freight) sowie das Bikesharing-System Jump Bikes angeboten 
  • Prinzip: Uber bietet ähnlich einem Taxiunternehmen unter dem Namen „Uber Pop“ (in anderen Ländern: UberX) Fahrten an, welche von Privatpersonen übernommen werden, die für das Unternehmen arbeiten; buchbar sind die Fahrten per App
  • Da für Uber Pop auch Personen arbeiten, die keine Beförderungslizenzen besitzen, ist dieser Dienst in Deutschland verboten, hierzulande gibt es stattdessen UberX, bei dem die Verträge über Mietwagenfirmen laufen, bei denen wiederum Fahrer mit ebenjenen erforderlichen Lizenzen angestellt sind
  • Neben UberX können in Deutschland auch unter dem Angebot Uber Green Fahrten mit E-Autos und mit Uber Taxi Fahrten mit kooperierenden Taxiunternehmen gebucht werden
  • Uber steht vor allem in den USA in Kritik, da Fahrer dort je nach Nachfrage durch die Abgaben an Uber weniger als die örtlichen Mindestlöhne verdienten. Seitdem haben die Gerichte in einigen US-Staaten Uber dazu verpflichtet, den Arbeitern Mindestlohn zu garantieren (zum Vergleich: in Deutschland erhalten die Fahrer einen festen Stundenlohn über die jeweiligen Mietwagenfirmen)
  • Uber konkurriert mit dem Ridesharing-Unternehmen Lyft, welches zu ähnlichen Preisen Fahrten anbietet, jedoch bislang nur in Nordamerika agiert und dementsprechend weltweit einen geringeren Marktanteil besitzt

 

Ungerecht“, „Verkehrswidrig“, „Marktverzerrung“: alles Begriffe mit denen Uber oft in den deutschen Medien beschrieben wird. Uber, der Fahrdienst, der in den USA schon lange und auch hierzulande immer öfter als Ersatz für Taxen genommen wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: unter anderem bequeme Buchung per App und Festpreise, sodass Stau oder rote Ampeln nicht gleich das Portemonnaie sprengen. Diese liegen zudem meist auch merkbar unter den Preisen der regulären Taxen. Klingt alles in allem nach einem super Konzept, sollte man meinen. Dennoch wird Uber in der Presse unentwegt verbal und die für das Unternehmen arbeitenden Fahrer sogar von anderen Taxifahrern physisch attackiert. Ursache für den Groll sind die Umsatzeinbußen, die Taxiunternehmen seit dem Erscheinen von Uber auf dem deutschen Taxi Markt verzeichnen. Doch anstatt selbst dafür zu sorgen, dass das Taxi als Fortbewegungsmittel wieder attraktiver wird, feuern die zugehörigen Unternehmen und Verbände lieber gegen Uber und fordern seit Auftreten Ubers in den ersten deutschen Städten eine stärkere staatliche Kontrolle. So auch der Präsident des deutschen Taxi und Mietwagenverbands BZP, Michael Müller: Uber verzerre „den Wettbewerb“, so seine Aussage dazu, bereits im Jahre 2014. Dass jetzt, fünf Jahre später, das Bundesverkehrsministerium die Marktbeschränkungen für neue Fahrdienste lockern will, dürfte ihm wohl nicht gefallen. Ob derartige Pläne unter dem momentan durch die Pkw-Maut -Affäre stark unter Druck stehenden Verkehrsminister Andreas Scheuer tatsächlich durchgesetzt werden, steht auf einem anderen Blatt. Nicht aber, wie überfällig dies wäre. 

Noch immer gelten für Taxiunternehmen eine Reihe von staatlichen Vorteilen die eigentlich als Schutzmechanismen vor zu viel Wettbewerb wirken sollen. Im Gegenzug haben Taxiunternehmen auch einige Pflichten, unter anderem die Auflage, jeden Auftrag anzunehmen, egal wie spät es ist. Da aber, bedingt durch Alkoholkonsum und/ oder das zu diesen Uhrzeiten fehlende Angebot an öffentlichen Verkehrsmitteln, besonders zu den späten Uhrzeiten die Nachfrage an Taxen besonders hoch ist, dürfte dies auch im Sinne der Unternehmen selbst sein. 

Auf der anderen Seite existieren für Unternehmen wie Uber Regularien, die für Taxiunternehmen nicht gelten, wie beispielsweise die Rückkehrpflicht, welche besagt, dass Uber-Fahrer nicht wie Taxen am Straßenrand auf Kunden warten dürfen, sondern nach vollzogener Fahrt stets zur Mietwagenzentrale zurück müssen. Und das ohne, dass im Gegenzug staatliche Schutzmechanismen garantiert werden. 

Insgesamt entsteht so ein Wust aus Regularien, die auf dem Taximarkt für Unklarheit und das Gefühl von Ungerechtigkeit auf beiden Seiten sorgen: bei den alteingesessenen Taxiunternehmen die sich vor Verlust der Marktmacht fürchten, ebenso wie bei den neuen Anbietern, die sich unnötigen Restriktionen ausgesetzt sehen.

Anders sieht es in den USA aus, dort ist Uber gar nicht mehr vom Taximarkt wegzudenken. Und nicht nur das, Uber expandiert auch in andere Sektoren: unter dem Namen Jump Bikes bietet Uber mietbare Elektroräder an, mit Uber Freight lassen sich per App Schwertransporte buchen und in den Lieferdienstservice ist Uber mit Uber Eats auch schon eingestiegen. Grund dafür ist nicht zuletzt der hohe Preisunterschied, der aufgrund von Möglichkeiten wie Uber Pool, bei dem sich mehrere Kunden die in eine ähnliche Richtung fahren die Fahrt und somit auch die Kosten teilen können, in Nordamerika noch einmal krasser ausfällt als in Deutschland. Denn auch sogenanntes „Carpooling“ ist in Deutschland nicht erlaubt. Und das, obwohl es nicht nur für erschwingliche Fahrpreise auch für Leute mit geringerem Einkommen sorgen, sondern auch noch im Vergleich zu regulären Einzelfahrten den CO2– Ausstoß reduzieren würde.

Eins ist klar: Wenn wir auch zukünftig individuell von A nach B gelangen wollen, werden wir nicht umhin kommen uns neuen Mobilitätskonzepten zu öffnen. Alleine mit Fahrrad und ÖPNV wird das nicht gelingen. Anstatt uns vor neuen Ideen zu sperren, um dann sprichwörtlich überrollt zu werden, sollten wir die aktuelle Mobilitätsdebatte nutzen, um neuen Anbietern die Chance zu ermöglichen, unter fairen Rahmenbedingungen mit altbekannten Dienstleistern zu konkurrieren. Über Erfolg und Misserfolg entscheidet dann der Markt und durch ihn der Bürger.

Isabel Krämer ist Kreisvorsitzende der JuLis Warendorf und studiert Medizin in Düsseldorf. Im Magazin übernimmt sie seit neustem unsere Kolumne. Ihr erreicht sie unter