„Willst du schnell reisen, dann geh allein. Willst du weit reisen, dann geh gemeinsam.“

„Willst du schnell reisen, dann geh allein. Willst du weit reisen, dann geh gemeinsam.“
„DIGITALISIERUNG FIRST, BEDENKEN SECOND“, viele Bürgerinnen und Bürger taten sich im
vergangenen Jahr schwer damit, dieses Plakat richtig einzuordnen. Als erste Kritik aufkam, ist
Christian Lindner schnell zurückgerudert und gestand: „Das Plakat war wohl doch etwas im
Überschwang gestaltet.“ Genau diesen Überschwang und das anschließende Zurückrudern wird nur
in Zukunft kaum mehr möglich sein. In Bezug auf die Digitalisierung muss es eben auch, wie es
überall der Fall ist, lauten: „Erst denken, dann handeln“, sonst besteht die Gefahr, Fehler zu
machen, die im Nachhinein nicht mehr zu revidieren sind. Gleichzeitig dürfen Bedenken aber auch
nicht zu Stillstand führen, sondern sollten vielmehr mit der Digitalisierung Hand in Hand gehen.
Fest steht, die Digitalisierung wird auf alle oder fast alle unsere Lebensbereiche Einfluss nehmen,
was in den überwiegenden Fällen auch wichtig und richtig ist. Deswegen kann es gar nicht um ein
„Pro oder Contra“ gehen, sondern nur um das „Wie“.
Digitalministerium vs. Heimatministerium
Das öffentliche Bild der Jungen Liberalen ist unter anderem von der Forderung nach einem
Digitalministerium geprägt – und das ist auch gut so. Gleichzeitig gibt es auf Bundesebene, in
Nordrhein-Westfalen und Bayern ein Ministerium für Heimat – und das ist ebenfalls gut so. Das
Gefühl der Orientierungslosigkeit in einer immer digitaleren Welt ist sehr ernst zu nehmen. Viele
Bürgerinnen und Bürger fühlen sich mit der Digitalisierung alleine gelassen und entwickeln eine
Art von Protektionismus gegenüber allem, was neu ist. Es gilt, auch diesen Menschen die Angst zu
nehmen, denn wenn die Digitalisierung gelingen soll, dann geht das nur mit dem Versprechen, alle
mitzunehmen.
„Arbeitnehmer 4.0“
Die Industrie 4.0 wird den deutschen Arbeitsmarkt stärker verändern, als das alle anderen
Industrialisierungen zuvor getan haben. Auf diese Marktumwälzung gilt es, entsprechend zu
reagieren. Die Jungen Liberalen und die Freien Demokraten können in dieser Frage Vorreiter
werden, wenn sie von den politischen Sonntagsreden hin zu einer ideologiefreien Betrachtung der
Tatsachen finden. Tatsache ist, dass zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht absehbar ist, wie viele
Arbeitsplätze verloren gehen und wie viele neu entstehen werden. Sicher ist, dass viele Berufe, die
Hilfstätigkeiten aufgreifen, schnell wegfallen werden, genauso wie viele praktische Tätigkeiten.
Aber auch längerfristig betrachtet solche, die ein hohes Maß an Qualifizierung benötigen. Es wird
in Zukunft also nicht mehr ausreichen, Weiterbildung, Fortbildungen oder Umschulungen zu
fordern. Aus einem gering qualifizierten Arbeitnehmer werden auch die allerbesten
Weiterbildungen nicht den „Arbeitnehmer 4.0“ machen. Wenn Digitalisierung erfolgreich gestaltet
werden soll, muss Politik aufhören, in Legislaturperioden zu denken, denn den „Arbeitnehmer 4.0“
gibt es nur über Generationen hinweg.
Digitalisierung ist mehr als eine Technologiefrage
Im Zuge der 4.0-Aufbruchsstimmung kommt es immer wieder dazu, dass im technischen Fortschritt
alleine die Lösung aller gesellschaftlichen Probleme gesehen wird. Wenn in Zukunft Produktivität-
und Effizienzsteigerung in Hinblick auf Arbeitnehmer-Performances die einzigen Kennzahlen
bleiben, wird die Digitalisierung nicht gelingen. Es gilt, das zu fördern, was Menschen besitzen,
Maschinen aber nicht. Dafür bedarf es nicht nur einer Revolution im Bildungssektor, sondern ein
gesamtgesellschaftliches Umdenken. Junge Liberale und Freie Demokraten können auch hier
Pioniere sein, dafür bedarf es allerdings einer gewissen Offenheit in Hinblick auf neue
Sozialversicherungssysteme und Gesellschaftsstrukturen. In diesem Zusammenhang ist das
„bedingungslose Grundeinkommen“ sicherlich nicht die Lösung, das „liberale Bürgergeld“ ist es
aber eben auch nicht.

Lukas Schmitz-Peiffer ist 17 Jahre alt, Schüler der Freien Waldorfschule Essen, Mitglied im
Kreisvorstand der JuLis und Mitglied im Vorstand der Liberalen Schüler NRW. Ihr erreicht ihn
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