Bei der Legalisierung von Cannabis sind wir uns alle einig – sollte man machen! Warum bei Cannabis aufhören? Wir brauchen eine konsequente Position in der Drogenpolitik. Und die muss nicht nur die Entkriminalisierung, sondern die Legalisierung aller Drogen sein.
Das sachliche Argument
Fast alle Gründe, die auf Cannabis anwendbar sind, sind 1:1 auf alle Drogen anwendbar. Welche Argumente sind das?
Cannabis ist ungefährlich
Der Klassiker – durch Cannabis ist noch niemand gestorben. Insbesondere im Vergleich mit Alkohol ist Cannabis eine relativ ungefährliche Droge. Wenn Alkohol der Maßstab ist, müssten praktisch alle Drogen bis auf Heroin legal sein. Auch wenn Alkohol in unserer Kultur verankert ist darf man nicht verkennen, dass Alkohol zu den härtesten Drogen auf dem Markt gehört. Alkohol war auch mal viel gefährlicher. Zu Zeiten der Prohibition wurde in den Vereinigten Staaten, aber vor allem in der Sowjetunion, Alkohol aus allem hergestellt, woraus man auch nur irgendwie Alkohol herstellen konnte. Je mehr Prozente, desto besser. Es hat sich eine regelrechte Kultur des Schwarzbrennen entwickelt, die auch heute noch prävalent ist. Auf dem Tisch meiner russlandsdeutschen Eltern findet man bei Feiern gelegentlich noch самого́н, selbstgebrannten Schnaps. Gesund ist das mit Sicherheit nicht, aber ein Vermächtnis prohibitionistischer Politik, die es in Russland schon seit dem 14. Jahrhundert, mal mehr, mal weniger, gibt.
Wir sehen: Verbietet man eine Droge, führt das dazu, dass der Schwarzmarkt das Angebot bedient. Und der kümmert sich nicht um Gesundheit. Man kann also die gleiche Droge „gefährlich“ und „ungefährlich“ produzieren. Das gilt analog für alle Drogen. Heroin in der Reinform ist nicht gesund – verschmutztes und gestrecktes Heroin ist tödlich. Aus diesem Grund ist die Substitionstherapie so erfolgreich. Ärzte verabreichen Abhängigen sauberes Methadon (praktisch Heroin), mit dem Ergebnis, dass sich die Sterblichkeit der Abhängigen um 87% gegenüber Abhängigen, die nicht in Behandlung sind, reduziert. Dabei muss man bedenken, dass die Personen, die in die Therapie kommen, bereits eine längere Zeit verunreinigtes Heroin konsumiert haben. Bei legalisiertem Konsum wäre diese Zahl also wahrscheinlich noch geringer.
Natürlich sind Handlungen in einer Abhängigkeit keine freien Entscheidungen. Abhängige brauchen genau deswegen keine Kriminalisierung, sondern Therapie. Und diese kann man nicht glaubwürdig geben, wenn man Abhängige in die Kriminalität drängt.
Trocknen wir den Schwarzmarkt aus!
Das ist einfach: Ich kann Drogen nicht legal kaufen -> Ich will trotzdem konsumieren -> Es gibt eine Nachfrage nach Drogen -> Es bildet sich ein Schwarzmarkt. Und Schwarzmarkt = Organisierte Kriminalität. Und „organisierte Kriminalität“ ist nicht dein netter Nachbarschaftsdealer. Der hat seine Drogen von einem größeren Dealer, der von einem noch größeren und am Ende der Kette steht Al-Qaida. Eine der Haupteinnahmequelle von Terrororganisationen ist der illegale Drogenhandel. Durch die Legalisierung von Drogen nehmen wir Terroristen und anderen Kriminellen eine Einnahmequelle und leiten diese an unseren Lieblings-Geldeintreiber, den Staat, weiter. Außerdem ist der Kontakt mit der illegalen Welt der erste Schritt in Richtung Kriminalität. Wenn es eine Einstiegsdroge gibt, dann ist es das Drogenverbot an sich.
Das prinzipelle Argument
Wir sind alle Liberale. Wir glauben nicht daran, dass wir Leute vor sich selbst beschützen müssen. Und vor allem glauben wir nicht daran, dass der Staat das Recht hat, uns zu sagen, was wir mit unseren Körpern zu tun und zu lassen habe. Die Grenze ziehen wir dort, wo die Freiheit anderes beschnitten wird. Aber das ist bei Drogenkonsum nicht der Fall. Man kann den Punkt machen, dass Drogenkonsum zu einem erhöhten Gewaltpotential führt (wahr für manche Drogen, falsch für andere). Aber ist in diesen Fällen der Drogenkonsum, oder die Gewalt das Problem?
Also: Lasst uns Konsumenten schützen, kriminellen Organisationen die Einnahmequelle entziehen und Freiheit sichern!
Ralf ist Bezirksvorsitzender der Jungen Liberalen Ostwestfalen-Lippe. Er ist 22 Jahre alt und beschwert sich gerne über den Staat.