Pro Fahreignungsprüfung: Mobilität bis ins hohe Alter! Aber wie?

Wahrscheinlich haben die meisten von euch schon negative Erfahrungen mit älteren Verkehrsteilnehmern gemacht, die offensichtlich nicht mehr geeignet waren, ein Kfz zu führen. Warum eine Fahreignungsprüfung notwendig ist und wie das mit liberalen Werten zusammenpasst, möchte ich im folgenden Artikel erörtern.

Dem Deutschen ist sein Auto sehr wichtig, vor allem bei mir im Ländle. Verständlich, denn es ermöglicht freien, individuellen Verkehr. Die Verbindung von Freiheit und eigenem Auto ist da schon angebracht, gerade wenn Alternativen, flexibel von A nach B zu kommen, fehlen. So ist es nicht verwunderlich, dass es vielen Menschen schwerfällt, diese mit 18 Jahren gewonnene Freiheit nach Jahrzehnten wieder abgeben zu müssen und erneut abhängig zu werden von Mitmenschen und dem ÖPNV, um mobil zu bleiben.

Freiheit bedeutet Verantwortung

Mobilität ist ein Aspekt der persönlichen Freiheit. Für mich gehört zu dem Wort Freiheit aber immer und untrennbar das Wort Verantwortung, denn wer frei ist, hat auch Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Will heißen, das Ausleben der persönlichen Freiheit kann nur im Einklang mit verantwortungsvollem Handeln stattfinden. Dazu gehört auch, nicht mehr Auto zu fahren, wenn man nicht mehr dazu in der Lage ist.

Gefahr von Personenschäden

Laut runtervomgas.de galten 2019 bei über 75% aller Unfälle mit Personenschäden über 75-Jährige als Hauptverursacher. Gründe dafür seien eingeschränktes Reaktionsvermögen, Beweglichkeit, Seh- und Hörvermögen sowie eventuelle Überforderung in komplexen Situationen, was in unvorhersehbaren Reaktionen enden könne. Allerdings muss man auch sagen, dass viele Senioren diese Mängel noch lange Zeit durch Routine und langjährige Fahrerfahrung ausgleichen können. Man erkennt also durchaus eine erhöhte Gefahr, darf aber keinesfalls pauschalisieren. Darum halte ich eine verpflichtende Fahreignungsprüfung ab 70 Jahren für sinnvoll, wobei diese in einem 5-Jahres-Rhythmus wiederholt werden sollte, da sich die Fahreignung statistisch gesehen ab 70 Jahren weiter verschlechtert. Es kann doch nicht sein, dass 18-Jährige keinen Führerschein haben, weil sie in der Fahrprüfung auf einen verbotenen Feldweg gefahren sind, und gleichzeitig andere Verkehrsteilnehmer nicht wissen, wo vorne und hinten ist, überspitzt formuliert.

Lappen weg – was nun?

Doch auch wenn eine solche Prüfung ergibt, dass jemand kein Auto mehr fahren kann, darf er nicht abhängig werden und vereinsamen. Auch Menschen, die nicht (mehr) in der Lage sind, Auto zu fahren, muss eine möglichst flexible und unabhängige Alternative gegeben werden. Hier würde ich öffentliche Förderprogramme für den ÖPNV begrüßen. Wenn Bus&Bahn mal nicht möglich sind, sollte auch ein Taxi drin sein. Klar sprechen wir da über viel Geld, jedoch sollte es das wert sein. Abgesehen von einem sichereren Straßenverkehr, spart man so auch Unsummen an Kosten, die ein Unfall zur Folge hat und die wir alle mitfinanzieren durch Versicherungsbeiträge und Steuern. Trotzdem muss das nicht kostenfrei für den Betroffenen sein, ihm den etwaigen Preis pro km anzurechnen, den er vorher mit seinem Auto gezahlt hat, scheint mir angemessen.

Sicherheit und Freiheit: Am besten Beides!

Die erhöhte Gefahr von Personenschäden, die durch Senioren verursacht werden, ist real. Die Einführung einer Fahreignungsprüfung wäre dabei ein Mittel, dem entgegenzuwirken. Jedoch darf dabei die Lebensrealität der Betroffenen nicht außer Acht gelassen und die zunehmende Vereinsamung von Senioren nicht noch beschleunigt werden. Das Problem muss von beiden Seiten gedacht und gelöst werden.

 

 

Finn Pfaller (18) macht 2021 sein Abitur im schönen Baden-Württemberg. Durch eine Fahreignungsprüfung ab 70 erhofft er sich eine erhöhte Sicherheit im Straßenverkehr. Ihr erreicht ihn unter finnpfaller@web.de