Organspende – Die beste Entscheidung kann man nur selbst treffen

Die Jungen Liberalen betrachten die Entwicklung der Organspende in Deutschland und der EU mit größter Sorge. Immer längeren Wartelisten steht eine stetig sinkende Bereitschaft zur Spende innerhalb der Bevölkerung gegenüber. Dabei ist eine Organspende für viele Menschen die letzte Möglichkeit, verlorene Lebensqualität zurückzuerlangen und häufig einzige Option, um Todkranken das Leben zu retten.

Frühere Versuche, die Spendenbereitschaft zu erhöhen, müssen rückblickend als gescheitert betrachtet werden. Die Jungen Liberalen fordern daher einen Perspektivwechsel in der Handhabung der Organspende.

Das Bestreben, die Spenderzahlen zu erhöhen, darf allerdings nicht mit dem für Liberale essentiellen Verfügungsrecht über den eigenen Körper kollidieren, welches nicht mit dem Tod endet. Um beide Aspekte zu vereinen, muss eine bewusste Entscheidung des Spenders zu Lebzeiten erfolgen.

Die Jungen Liberalen fordern daher eine Änderung des Transplantationsgesetzes, die eine Erkundung der Bereitschaft zur Organspende voraussetzt. Diese Änderung schließt auch eine Abwälzung der Entscheidungsgewalt über den eigenen Körper auf Angehörige aus. Die im folgenden angesprochenen Reformen beinhalten eine wichtige Änderung der Entscheidungsregel, eine Vereinfachung der Meinungskundgabe, die verstärkte Fortbildung der Bevölkerung und eine Verbesserung der Spende-Infrastruktur.

Änderung der Entscheidungsregel

Anstatt der bisher angewendeten Opt-in-Entscheidungsregel, die die Organspende zur Ausnahme von der Regel macht, soll die Mandated Choice-Lösung umgesetzt werden. Der Kern dieser Herangehensweise ist eine den Bürgern angeordnete Willensäußerung. Diese garantiert die klare Feststellung der Meinung eines jeden Bürgers und lässt eine eingehendere Auseinandersetzung mit der Thematik erhoffen. Dabei werden alle Bürger bei jeder Beantragung eines Personalausweises oder Reisepasses nach Vollendung des sechszehnten Lebensjahres aufgefordert, sich bezüglich seiner Bereitschaft zur Organspende klar zu äußern.

Die Entscheidung wird aus Datenschutzgründen jedoch nicht auf dem Personalausweis markiert, Datenschutz hat oberste Priorität.

Dank dieses Konzeptes gelingt die Kombination aus der Wahrung des Verfügungsrechts über den eigenen Körper und einer zunehmenden Auseinandersetzung mit dem Thema, was sich in erhöhten Spenderzahlen widerspiegeln wird.

Digitalisierung der Meinungskundgabe

Damit eine Meinungskundgabe möglichst einfach gestaltet wird, soll die Möglichkeit geschaffen werden, seine Meinung zusätzlich digital von Zuhause aus zu äußern. Auch eine Änderung der Meinung kann somit jederzeit digital dokumentiert werden. Das Internetportal soll benutzerfreundlich gestaltet werden und darf keine Datensicherheitslücken aufweisen.

Das Bürgerbüro einer jeden Gemeinde soll Hilfeleistungen im Umgang mit der Plattform anbieten, sodass eine freie und barrierelose Entscheidung eines jeden Bürgers sichergestellt werden kann.

Das Mitführen eines Organspendeausweises wird dank dieser Maßnahme redundant.

Fortbildung der Bevölkerung

Neben den klassischen Fortbildungsprogrammen, die weiterhin verstärkt durchgeführt werden sollen, fordern die Jungen Liberalen, dass auch auf dem oben genannten Internetportal genügend Informationsmaterial zur Verfügung steht. Diese Informationen sollen gewährleisten, dass sich die Bevölkerung umfassend und wissenschaftlich fortbilden kann, bevor eine Entscheidung gefällt wird.

Somit wird der Einfluss von unseriösen, nicht auf Fakten basierenden Quellen auf die Entscheidungsfindung gemindert.

Zugleich sollen die Erkenntnisse der Psychologie und Verhaltensökonomik Berücksichtigung finden.

Stärkung der Infrastruktur

Eine erhöhte Spenderzahl garantiert leider nicht unbedingt höhere Transplantationszahlen. Auch die Infrastruktur, Logistik und die Ausbildung des Fachpersonals sind wichtige Komponenten, die zu einer erfolgreichen Organspende beitragen. Die Jungen Liberalen dringen daher darauf, diese Komponenten zu verbessern und finanziell verstärkt zu unterstützen. Dabei kann sich an Vorbildern orientiert werden, die überdurchschnittlich hohe Transplantationszahlen haben, wie zum Beispiel Spanien. So sollen eine verbesserte dreistufige Transplantationskoordination auf Klinik-, regionaler und nationaler Ebene sowie eine weitere Zentralisierung von Transplationszentren eingeführt werden. Krankenhäuser sollen bei der Einstellung von Organspendebeauftragten unterstützt werden, die zur Optimierung und Koordination der Transplantation beitragen.

Außerdem sprechen sich die Jungen Liberalen NRW für die Forschung an dem Prozess der transgenen Xenotransplantation aus. Sie erkennen die ethischen Bedenken hinsichtlich dieses Prozesses an, da für diesen Tiere gezüchtet, genetisch modifiziert und Organe einer Spezies in eine andere transplantiert werden müssen. Allerdings überwiegen für sie die Vorteile im Ergebnis die Nachteile und sie fordern die Ethikräte auf, diese Projekte nicht zu blockieren. Sobald Xenotransplantationen gesundheitlich unbedenklich sind, sollten sie wie gewöhnliche Organtransplantationsoptionen behandelt werden. Die Jungen Liberalen NRW sind auch offen für andere wissenschaftlichen Lösungsansätze und wollen sich der Forschung in dieser Hinsicht nicht in den Weg stellen. Dazu gehört unter anderem auch die Forschung an der Züchtung von isolierten menschlichen Organen, die zur Transplantation genutzt werden können. Auch diesen Lösungsansatz begrüßen die Jungen Liberalen NRW und sprechen sich für eine intensive Beforschung und Nutzung dieser Methode unter dem Vorbehalt ausreichender medizinischer Sicherheit aus.

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