Integration beginnt vor Ort und im Kleinen, da wo man zu Hause ist. Gelungene
Integration beginnt, wo man sich auch zu Hause fühlt. Wenn Menschen mit dem Ziel nach
Deutschland einwandern, sich hier ein neues, sinnvolles und unabhängiges Leben zu
erarbeiten, wollen wir diese im Integrationsprozess stärken. Eine gelungene
Integration liegt in unser aller Interesse. Das Ziel ist, dass Zugewanderte sich
eines Tages bei uns zu Hause fühlen und ankommen. Durch den demographischen Wandel
und den daraus resultierenden Fach- und Arbeitskräftemangel sind wir in den nächsten
Jahren auf weiter steigende Zahlen qualifizierter Arbeitsmigration angewiesen. Um den
öffentlichen Rückhalt für diese in jeder Hinsicht bereichernde Form der Migration
nicht zu verspielen, ist es gleichermaßen notwendig, schädliche Formen der Migration
(krimineller Natur oder in die Sozialsysteme) zu verhindern und Fluchtmigration zu
begrenzen. Wenn Integrationsversagen vorliegt, muss dies offen angesprochen werden,
ohne dabei den Blick auf das Individuum zu verlieren. Unser Land hat das Potential
Menschen von uns zu überzeugen, dass sie bei uns arbeiten, bei uns eine Familie
gründen und sich in unsere Gesellschaft integrieren wollen. Integration wird nur dann
gelingen, wenn Zugewanderte, Staat und Gesellschaft an einem Strang ziehen. Dabei
kommt insbesondere Zugewanderten eine besondere Rolle zu. Unsere klare
Erwartungshaltung an all diejenigen, die in unser Land kommen ist, unsere
freiheitlich-demokratische Grundordnung zu respektieren und an einer erfolgreichen
Integration intensiv mitwirken. Auf der anderen Seite obliegt dem Staat die Rolle,
sämtliche Gesetze, die eine Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt
erschweren, abzuschaffen, um so ebenfalls die besten Voraussetzungen für eine
gelingende Integration von staatlicher Seite zu schaffen. Ebenso spielen gerade die
kleinste staatliche Ebene, die Kommune, genauso eine Rolle wie Vereine im Umfeld oder
die Arbeitgeber der Zugewanderten. Der Staat muss sich des Potentials von
Fachkräfteeinwanderung bewusst sein und nach liberalen Grundpfeilern handeln, um
vordergründig die Freiheit des Einzelnen zu sichern und Ressourcen bereitzustellen,
auf welche Bürgerinnen und Bürger bei Bedarf zurückgreifen können. Für die Jungen
Liberalen NRW stehen folgende Grundpfeiler im Vordergrund:
- Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein Geben und Nehmen. Die Chancen,
die Einwanderung uns bietet, müssen auch in unserer Gesellschaft als jene
gesehen werden. Deshalb müssen definierte Erwartungen her: Die Anerkennung des
Grundgesetzes und der intrinsische Wille zur Integration sind
Mindestvoraussetzungen. - Das Ehrenamt muss strukturell gestärkt werden. Gesellschaftliches Engagement
muss unkompliziert funktionieren und offen für sich werben, damit mehr Menschen
daran mitwirken. - Sprachlich-kulturelle Hürden müssen als größtes Risiko für ein Scheitern der
Integration reduziert werden. - Finanzielle und strukturelle Hürden müssen durch niedrigschwellige und aktive
(vor-)finanzierte Angebote reduziert werden. - Die Jungen Liberalen sprechen sich als weltoffene und tolerante
Jugendorganisation klar gegen jeden Hass und Diskriminierung gegenüber
religiösen Ansichten und Menschen aus. Insbesondere den zunehmenden
Antisemitismus und antisemitische Handlungen verurteilen wir vehement. Auch
andere Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit, die gegen Zuwanderer
gerichtet sind oder von Gruppen von Zuwanderern ausgehen, wie Sexismus,
Homophobie und Islamophobie lehnen wir ab. - Uns stellt sich nicht die Frage, ob bestimmte Religionen zu Deutschland
gehören,
oder nicht. Das Individuum, egal ob atheistisch, christlich, islamisch oder
sonstiges, ist der Grund und durch das Grundgesetzt geschützt auch die Grenze
unserer politischen Haltung. Der Schlüssel zur gelungenen Integration steckt in
den Begegnungen zwischen diversen Individuen, weshalb Vorurteile aufgrund der
religiösen Ansicht eine destruktive Wirkung haben. Unsere Leitkultur ist das
Grundgesetz.
Wir Junge Liberale verpflichten uns der Idee der Chancengerechtigkeit. Das
betrifft Zugewanderte in besonderem Maße. Zu viele Menschen – gerade auch Kinder in
zweiter oder dritter Generation mit Migrationshintergrund – haben es
schwerer, schulisch/akademisch oder beruflich die gleichen Erfolge zu erzielen wie
Kinder ohne Migrationshintergrund. Konkret fordern wir deshalb:
Herangehensweise an sprachlich-kulturelle Herausforderung:
- Vor Ort, sprich in der Kommune sollen niedrigschwellige Angebote und Foren zum
Vernetzen etabliert werden. - Wir setzen uns für umfassende Aufklärungsprogramme ein. In KiTas sollten so
schon früh Wertvorstellungen aller Kinder altersgerecht ins Gespräch gebracht
werden. - Darüber hinaus gilt es, einfach zugängliche Deutschkurse für Zugewanderte
anzubieten. Gerade Sprachkenntnisse stellen die Grundlage für gesellschaftliche
Teilhabe und Partizipation. Deutschkurse während KiTa-
Zeiten sind dabei nur eine mögliche Option. Es sollte in unser aller Interesse
liegen, dass die deutsche Sprache auch auf Seiten der Eltern erlernt wird, denn
die verbringen im Regelfall einen Großteil der Zeit mit den Kindern. Dazu ist
es
wichtig, dass sie ihre Kinder und damit auch die Kultur, von der sie umgeben
sind, verstehen. - Eine weitere Option ist das Anwerben zertifizierter Deutschlehrerinnen und
Lehrer (z.B. Studierende, Azubis, Menschen im Ehrenamt, …) im Rahmen des
Ganztags an Schulen, die Spracheinheiten übernehmen. Die Räumlichkeiten soll
der
Schulträger bereitstellen. Auch hier stehen Bürokratiefreiheit und
Niedrigschwelligkeit im Vordergrund. Die Finanzierung kann dabei durchaus
nachgelagert erfolgen, damit die Gradwanderung zwischen niedrigen Hürden, die
einen vermeintlich niedrigen Wert des Unterrichts suggerieren und genügend
Anreizen daran teilzunehmen, gelingt. - Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Religion. Für uns ist klar: Staat und
Religion gehören getrennt. Um gegenseitiges Verständnis, Toleranz und Dialog zu
fördern, braucht die Religion jedoch einen Platz im öffentlichen Raum. Da sie
für viele nach wie vor einen hohen gesellschaftlichen Stellenwert besitzt, muss
auch der Austausch zwischen Politik und nicht-christlichen Verbänden gestärkt
werden. - Um sprachliche Barrieren zu überwinden ist die Übersetzung und Digitalisierung
der Bürgerämter ein wichtiger Schritt: Dass Deutsch nicht Herkunftssprache ist,
darf nicht als Hindernis gesehen werden, sondern als individuelle Besonderheit,
die entsprechend genauso berücksichtigt wird. - Stellenanzeigen in der Verwaltung sollen grundsätzlich auch in englischer
Sprache existieren. Außerdem soll der Erwerb der deutschen Sprache gerade dort
gefördert und in der Ausschreibung kenntlich unterstützt werden. - Zugewanderte Mitbürgerinnen und Mitbürger sollen bei kommunalen Events gezielt
angesprochen und eingeladen werden. Dort müssen Informationen erhältlich sein,
die kulturelle und sprachliche Hürden überwinden können.
Herangehensweise an strukturelle Herausforderungen:
- Bund und Länder sollen gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden und den regionalen
IHKs herausarbeiten, in welchen Sektoren Arbeitskräfte
gebraucht werden und diese gemeinsam strategisch anwerben. - Wir brauchen standardisierte Abschlüsse an Universitäten und in der
Berufsausbildung und das weltweit. Außerdem soll für Abschlüsse und
Qualifikationen, die nicht in Deutschland erworben wurden, eine Aufwertung
schnell möglich sein, sofern sie mit deutschen Abschlüssen und Qualifikationen
äquivalent sind. Dabei soll Arbeitszeit in dem entsprechenden Beruf stark
mitberücksichtigt werden. - Neu angeworbene Arbeitskräfte sollen mit Ansprechpartnerinnen oder
Ansprechpartnern auf der Arbeitsstelle und/oder im Ehrenamt empfangen werden. - Kommunen sollen die Risiken von Ghettoisierung in der Stadtplanung
berücksichtigen. - Es gilt Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Ehrenamt
(Integrationslotsen) auszubilden und in ein gutes Netzwerk in der Kommune
einzupflegen. - Ehrenamtliche Nachbarschaftsbetreuer mit Wohnortsnähe zu Zugewanderten sollen
kommunal erfasst werden, um Koordinierung und Kontaktaufnahme zu erleichtern. - Der Antrag auf Einbürgerung soll kostenlos und in deutschen und englischen
Sprache verfügbar sein. - Das Ziel ist, Vorbilder zu schaffen und diese dann im Großen und im Kleinen zu
bewerben. Daran sollen Kommunen, Bund und Länder gemeinsam mit Unternehmen,
Bildungseinrichtungen und auch Beamten arbeiten. - Insgesamt müssen wir die Selbstständigkeit der Zugewanderten verbessern:
Kooperationen mit Unternehmen und Staat sind als Anschub sinnvoll. Förderungen
junger Gründerinnen und Gründer mit Migrationshintergrund sollen Bund, Länder
und Kommunen weiter ausbauen. - (Sport-)vereine müssen in ihrer Arbeit besser unterstützt werden. Die
Finanzierung beginnt bei der Fördermittelsuche, wobei die Kommunen unterstützen
können. Außerdem verdienen Menschen im Ehrenamt Anerkennung und Wertschätzung,
welche durch mögliche Mitbestimmung und eigenverantwortlicher, vertraulicher
Zusammenarbeit belohnt werden sollte.