Beweg dich doch, wie du willst – Unser Update zu einer modernen Verkehrspolitik

Mobilität bedeutet an erster Stelle einen Gewinn von individueller Freiheit. Die
 Debatten über eine moderne Verkehrspolitik sind in den letzten Jahren jedoch zu
 häufig von unreflektierter Einseitigkeit bestimmt. Während politisch linke Parteien
 immer wieder das Auto als Verkehrsträger von den Straßen verbannen wollen, liefern
 sich Parteien rechts der Mitte einen Überbietungswettbewerb in der Abwertung des
 Fahrrads und anderen alternativen Verkehrsträgern. Daneben dürfen dirigistische
 Vorgaben zu Anteilen von Verkehrsträgern wie Zielwerte für den modal split, den viele
 Kommunen als Zielvorgabe nutzen, in einer freien Gesellschaft keine politische
 Richtschnur sein.

 Statt solcher unterkomplexen Diskussionen über die Wahl des richtigen Verkehrsträgers
 wünschen wir uns als Junge Liberale NRW eine Verkehrspolitik, welche die
 unterschiedlichen und legitimen Ansprüche von städtischen und ländlichen Regionen
 vereint, statt sie gegeneinander auszuspielen. Gerade Nordrhein-Westfalen ist sowohl
 durch starke städtische als auch ländliche Regionen geprägt – einseitige Debatten
 sind damit fehl am Platz. Für uns als Junge Liberale ist klar: Wir stehen jedem
 Verkehrsträger offen gegenüber. jeder muss selbst nach seinen persönlichen
 Lebensumständen entscheiden können, welches Verkehrsmittel er bevorzugt. Wir
 wollen Nordrhein-Westfalen zu dem Bundesland mit den breitesten und meisten
 Mobilitätsmöglichkeiten machen – egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

 Für die Öffentlichen Verkehrsmittel fordern wir deswegen:

  •  Wir brauchen endlich Tempo bei der Integration von nordrhein-westfälischen
     Städten in Eurostar-Netz. Wir unterstützen dabei den Vorschlag, Köln, Düsseldorf
     und Dortmund in das Hochgeschwindigkeitsnetz aufzunehmen. Die Umsetzung muss
     innerhalb der nächsten zwei Jahre prioritär erfolgen.
  •  Ebenso sollten die Planungs- und Genehmigungsverfahren für Eisenbahnprojekte in
     gleichem Maße verkürzt werden.
  •  Der Service und Komfort in öffentlichen Verkehrsmitteln muss dringend verbessert
     werden. Hierzu schlagen wir eine erhöhte Sauberkeit an Haltestellen und
     Verkehrsmitteln vor. Komfortverbesserungen durch Klimatisierung und die WLAN-
     Verfügbarkeit
     in allen Bussen und Bahnen sollen Standard und nicht die Ausnahme
     werden.
  •  Auch junge Menschen, die mitten im Uni-Leben stehen, sollten selbst entscheiden
     dürfen, wie sie sich bewegen wollen. Wir fordern daher die Abschaffung der
     verfassten Studierendenschaft und damit einhergehend die Abschaffung eines
     Semestertickets als Zwangsticket
     für alle Studierenden. Durch die Einführung des
     Deutschland-Tickets gibt es keine Notwendigkeit mehr für ein Zwangsticket für
     alle Studierenden.
  •  Die Tarifstruktur im ÖPNV muss verständlicher werden! Ein Weg zu diesem Ziel ist
     die Zusammenlegung der Verkehrsverbünde zu einer Landesverkehrsgesellschaft.
     Zukünftig sollen die Tarife so künftig kilometergenau nach der Luftlinie
     zwischen Start- und Ausstiegshaltestelle berechnet werden. Daneben soll
     ebenfalls ein einheitliches und übersichtliches Angebot für Dauerfahrkarten
     entstehen.
  •  Wir setzen uns dafür ein, dass ÖPNV-Linien in Sektoren an private Verkehrsträger
     vergeben werden.

 

 Für den Autoverkehr fordern wir deswegen:

  •  Wir appellieren an das Land NRW, bereits geplante Infrastrukturvorhaben, wie
     beispielsweise den Ausbau von Landesstraßen, auch weiterhin prioritär
     voranzutreiben.
  •  Die Nutzung des Autos ist insbesondere im ländlichen Raum Realität und Ausdruck
     von gewonnener Freiheit in der eigenen Lebensgestaltung. Umso wichtiger ist es
     vor diesem Hintergrund, dass die Straßen Nordrhein-Westfalens befahrbar bleiben
     und nicht zu einer unendlichen Dauerbaustelle verkommen. Für die Sanierung und
     den Ausbau von Bundes- und Landstraßen innerhalb Nordrhein-Westfalens streben
     wir deswegen eine drastische Verkürzung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
     an. Planfeststellungsverfahren bei Ersatzneubauten sollen zukünftig gänzlich
     wegfallen
    .
  •  Unnötiger Stau für PKWs und Busse soll zudem durch eine bessere Koordination von
     Baustellen
     bekämpft werden. Wir wollen die Dauer von Bauarbeiten stärker bei der
     Anbieterauswahl berücksichtigen. Überschreitungen von Baustellendauern sollen
     zukünftig mit Vertragsstrafen vermieden werden. Denn neben unnötigem Stau
     beeinträchtigen lange Bauzeiten insbesondere die Anlieger im Alltag und im Fall
     von Geschäften kann aus einer zu langen Bauzeit ebenfalls eine Existenzbedrohung
     werden.
  •  Das Drama rund um die gesperrte Rahmedetalbrücke zeigt, was passiert, wenn man
     systematisch den Individualverkehr herunterwirtschaftet und Probleme unter den
     Teppich kehrt. Wir halten den vom Landtag eingesetzten parlamentarischen
     Untersuchungsausschuss 
    hierzu, der politische Verantwortlichkeit und gemachte
     Fehler schonungslos aufdeckt, für dringend erforderlich.
  •  Die Bundesregierung hat sich darauf geeinigt, insgesamt 144 Engstellen an
     deutschen Autobahnen zu beseitigen
     und somit tatsächlich für alle Verkehrsmittel
     Verbesserungen anzustreben. Hiervon sollen auch Straßen in NRW profitieren.
     Diesem richtigen Kurs darf sich die Landesregierung in Düsseldorf nicht
     entgegenstellen. Nur so kann das Verkehrschaos in NRW bekämpft werden. Deswegen
     fordern wir die schwarz-grüne Koalition dazu auf, diesen Bauvorhaben ausnahmslos
     zuzustimmen.
  •  Außerdem muss schnellstmöglich ein Brückencheck in ganz NRW erfolgen, um weitere
     abgeschnittene Regionen und andere Einschränkungen zu verhindern. Anhand der
     Untersuchungserkenntnisse soll ein Plan erarbeitet werden, wie alle Brücken
     innerhalb kürzester Zeit wieder voll funktionsfähig werden können.
  •  Um marode Brücken in Zukunft schneller ausfindig machen zu können und
     Großbaustellen frühzeitig vermeiden zu können, sollte die Autobahn GmbH
     verstärkt mit Analyse-Drohnen arbeiten.
  •  Die Innenstädte müssen weiterhin mit dem Auto erreichbar sein. Bestrebungen, die
     dem entgegenwirken, lehnen wir entschieden ab.  Jedoch stellen wir fest, dass
     die vorhandenen Flächen in Großstädten wie Köln oder Düsseldorf, insbesondere
     mit Hinblick auf den Parkraum, nur wenig sinnvoll genutzt werden. Wir wollen dem
     Parkraum im öffentlichen Straßenraum deswegen ein Update geben: Anstelle von
     etlichen Parkbuchten im Kern von diesen großen Innenstädten schlagen wir vor,
     die Nachfrage nach Parkplätzen mit Skyline-Parkhäusern in der Umgebung zu
     decken. Hier soll zukünftig deutlich verstärkter in die Höhe des Baus gegangen
     werden, um die Nachfrage zu decken. Außerdem schlagen wir die verstärkte
     Errichtung von P+R am Stadtrand vor. Mithilfe eines auf den Bedarf der Bürger
     angepassten ÖPNV, der die Menschen bspw. mit Metrobus-Linien in einer kurzen
     Taktung in die Innenstadt bringt, lässt sich so bereits ein dichtes
     Verkehrsaufkommen verhindern. Im öffentlichen Straßenraum soll an wenigen
     Stellen nach wie vor das Kurzparken nach Wiener Vorbild möglich sein. Den durch
     Parkbuchten eingesparten Verkehrsraum wollen wir städtebaulich anders nutzen,
     beispielsweise für Radwege, Außengastronomie, Begrünung oder eine Ausweitung der
     Verkehrswege für Fußgänger.
  •  Menschen haben das Recht, ihren Wohnort mit dem Auto zu erreichen und es in der
     Umgebung abzustellen. Wir sind deshalb kritisch gegenüber dem städtebaulich
     bedingten Wegfall von Parkplätzen in Wohngebieten, wenn dafür keine anderen
     Parkplätze geschaffen werden. Wir befürworten dafür  die Errichtung von
     Quartiersgaragen, wie sie bereits in Düsseldorf existieren. Zeitgleich sollten
     von den Kommunen festgelegte Gebühren für das sogenannte “Anwohnerparken” nicht
     willkürlich festgesetzt werden. Daneben bedarf es einer liberalen Anpassung der
     Stellplatzverordnung.

 

 Für den Radverkehr fordern wir deswegen:

  •  Zukünftig wollen wir für den Radverkehr Hauptstraßen schaffen. Insbesondere in
     Großstädten wie Düsseldorf, Köln oder Münster ist die Nutzung des Fahrrads
     alltägliche Realität. Die Wege sind jedoch immer noch viel zu häufig wenig
     sicher und gefährden am Ende so alle Verkehrsteilnehmer. Auch dieser steigenden
     Nachfrage muss man durch eine kluge Verkehrsplanung gerecht werden. Zur Erhöhung
     der Verkehrssicherheit, der individuellen Beweglichkeit und zur Steigerung der
     Attraktivität des Fahrradfahrens wollen wir, sofern es baulich möglich ist, eine
     Trennung von Rad- und Autoverkehr. Mit einer Parallelität und einem
     Hauptroutenkonzept können alle Verkehrsteilnehmer optimal den zur Verfügung
     stehenden Verkehrsraum nutzen.
  •  Wir wollen den Berufsverkehr zwischen Großstädten und deren Umland durch eine
     weitere ernstzunehmende Alternative ergänzen. Mit Radschnellwegen, die das
     Zentrum von Großstädten mit dem Umland verbinden, können Pendler mit dem Fahrrad
     staufrei zum Arbeitsplatz gelangen und entlasten gleichzeitig die Straßen.
  •  Das Vergabeverfahren für Verkehrs-Infrastrukturprojekte muss angepasst werden.
     Dazu müssen einzelne Faktoren mit “Leitplanken” versehen werden. Der Faktor
     “Preis” sollte z.B. nicht mehr als ⅔ der Punkte ausmachen dürfen, um
     unrealistisches Preisdumping zu vermeiden. Zudem sollen auch ökologische und
     Innovations-Punkte in landes- und bundesweite Vergabeverfahren eingewebt werden,
     wie es in den Niederlanden bereits erfolgreich praktiziert wird.

 

 Für den Luftverkehr fordern wir deswegen:

  •  Machen wir NRW zur Drohnen-Forschungsregion Nummer 1 in Europa. Beispielsweise
     könnten sich wirtschaftlich nicht mehr tragende Flughäfen, wie Essen/Mülheim,
     genutzt wer den, um Drohnen-Hubs für Firmen wie z.B. Amazon einzurichten und
     Modellregion für Paketlieferungen zu werden.
  •  Der Luftfahrtstandort NRW muss wieder gestärkt werden. Die voraussichtliche
     Verlegung des Hauptsitzes nach München der Lufthansa AG zeigt, dass die schwarz-
     grüne Landesregierung diesen Wirtschaftsfaktor vernachlässigt. Dazu braucht es
     wieder mehr Wettbewerb zwischen den Flughäfen und weniger Subventionen. Wir
     fordern zudem, dass das Land NRW und die Kommunen ihre Anteile an den Flughäfen
     an private Dritte veräußern.
  •  Nordrhein-Westfalen soll Innovationshub für alternative Antriebsmöglichkeiten
     aller Verkehrsträger werden. Um die international besten Forscherinnen und
     Forscher nach NRW zu locken, wollen wir deswegen eine Sonderwirtschaftszone
     hierfür einrichten.

 

 Für die Stadtplanung fordern wir deswegen:

  •  Schon jetzt zeigen Studien, dass künstliche Intelligenz eine große Hilfe für
     moderne und schlanke Stadtplanung sein kann. Dementsprechend wollen wir
     zukünftig von Landesseite Mittel für KI-Stadtplanung frei machen. Gleichzeitig
     können so obsolet gewordene Stellen in Verwaltungen schrittweise abgebaut
     werden.
  •  Wir begrüßen Smart-City-Konzepte, welche auch die Verkehrssituation verbessern.
     Durch intelligente Ampelschaltungen (Grüne Welle, bedarfsorientierte
     Nachtabschaltung), Optimierungen von Kreuzungen (Abbiegeregelungen,
     Kreisverkehre), digitale Informations- und Verkehrsleitsysteme auf dem neuesten
     Stand kann die Leistungsfähigkeit der Straßenverbindungen erhöht werden.