„Stille Liebe zur Planwirtschaft?“

„Stille Liebe zur Planwirtschaft?“ – so titelte das Allensbach Institut für Demoskopie ihre im Jahre 2013 erschienene Studie, in der das wirtschaftliche Verständnis von Schülern in Deutschland untersucht wurde. Und das nicht ohne Grund, denn die Ergebnisse der Studie zeigten, dass das schülerische Verständnis unseres Wirtschaftssystems mangelhaft ist. Mehr noch wurde deutlich, dass Schüler und auch viele Studenten hierzulande bei Mechanismen wie Preisbildung oder Güterverteilung den Staat meist als zentrales Exekutivorgan der Wirtschaft benannten. Zudem teilen auch viele Schüler zeitgleich staatsinterventionistische Argumentationen, Diese Ergebnisse spiegeln sich in zahllosen Studien zu diesem Themenbereich und es ist davon auszugehen, dass es innerhalb der Gesamtbevölkerung höchstens marginal besser um das Wirtschaftswissen bestellt ist. Woran liegt das? Woher kommt die „Stille Liebe zur Planwirtschaft“? Warum gibt es so wenig Vertrauen in Märkte?

 

Wirtschaftsordnung Marktwirtschaft

 

Das Jahr ist 1776; während die Vereinigten Staaten ihre Unabhängigkeit erklären und so den Kampf um Freiheit durch die amerikanische Revolution beginnen, findet in Schottland im selben Jahr eine intellektuelle Revolution statt. Der Auslöser ist das Werk des schottischen Moralphilosophen Adam Smith „The Wealth of Nations“, der so zusammen mit seinem philosophischen Magnum Opus „The Theory of Moral Senitments“ gleich eine intellektuelle Disziplin neugründete – die Ökonomie. Zwar datieren theoretische Überlegungen zur Konzeption der Wirtschaft bereits auf die Antike, aber diese klassische Nationalökonomie hatte die Art Wirtschaft zu betreiben grundlegend revolutioniert.

 

Die Wirtschaftssysteme der Monarchien des Mittelalters und der frühen Neuzeit wurden durch die starren Strukturen des Feudalismus dominiert. Wirtschaften bestand, insbesondere in der merkantilistisch geprägten frühen Neuzeit, aus willkürlicher Ländereienverteilung durch den Monarchen und die jeweiligen Fürsten, die im Gegenzug immer höhere Abgaben und Steuern verlangten, vor allem um teure Kriege zu finanzieren. Das System war meistens sehr kleinstaatlich ausgelegt, beschränkt durch ein Währungsmonopol des Königshauses und hohe Zölle, die den zwischenstaatlichen Handel stark behinderten.

 

Doch Smith leitete aus seinen Beobachtungen der lokalen schottischen Wirtschaft her, dass diese starke Lenkung der Wirtschaft durch eine zentrale Stelle gar nicht nötig, sondern sogar kontraproduktiv war. Preise ließen sich viel besser dadurch bestimmen, indem Menschen ihre Arbeitskraft oder Produkte frei auf dem Markt anbieten konnten und durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage sich Preise viel flexibler einstellen ließen. Darüber hinaus waren Preise plötzlich nicht nur Ausdruck königlicher Willkür, sondern vor allem auch eine Quelle von Informationen, die für jeden leicht verständlich zeigten, welche Güter selten oder gewöhnlich waren. Diese Erkenntnis, dass der Preisbildungsmechanismus des Marktes durch Angebot und Nachfrage und die Produktivitätssteigerung durch Arbeitsteilung und Handel deutlich effektiver als staatliche Lenkung sind, hat das moderne Verständnis von Wirtschaft nachhaltig geprägt. Smiths´ Ideen und die Weiterentwicklungen neoklassischer Denker wie David Ricardo schufen die Grundlage für unser freiheitliches Wirtschaftssystem – der Marktwirtschaft.

Woher also die Liebe zur Planwirtschaft?

 

Die Einführung der Marktwirtschaft ist objektiv gesehen eine Erfolgsgeschichte. Kein Wirtschaftssystem hat jemals mehr Wohlstand erzeugt, mehr Armut reduziert oder mehr Menschen zu Freiheit verholfen. Woher kommt also diese Affinität zur staatlichen Intervention? Zunächst muss man festhalten, dass eine Affinität zum Etatismus nicht unbedingt ein Misstrauen in Märkte bedeutet. Dafür spricht auch, dass viele Schüler in selben Allensbach Studie angeben, dass sie mit dem Begriff „soziale Marktwirtschaft“ grundsätzlich Positives assoziieren. Das erscheint zunächst widersprüchlich.

 

Der Grund scheint allerdings vor allem in dem Problem zu liegen, dass das Verständnis unseres Wirtschaftssystems in der Bevölkerung schlicht mangelhaft ist. Für viele Schüler und auch Erwachsene ist es der Staat der Preise bestimmt oder Geld und Güter verteilt. Schließlich ist diese Erklärung unserer Wirtschaft auch deutlich simpler als das komplexe Konzept des Zusammenspiels von Angebot und Nachfrage in einer Marktwirtschaft. Diese Staatsgläubigkeit setzt sich zudem in staatlichen Institutionen, wie es viele Schulen sind, deutlich einfacher fest und so sind viele Schüler auch keinen anderen Ideen ausgesetzt. Hinzu kommt, dass viele populistischen Kräfte – insbesondere der politischen Linken – zu ihrem politischen Vorteil den Kapitalismus, den Neoliberalismus oder „die Wirtschaft“ zu politischen Kampfbegriffen gemacht haben und den Staat als Retter stilisieren. Wir haben also grundlegend kein Problem des Misstrauens in Märkte, sondern vielmehr ein Problem des Verständnisses des Systems der Marktwirtschaft.

 

Vertrauen in die Marktwirtschaft schaffen

 

Diese Ausgangssituation ist gerade für Liberale hochgradig unbefriedigend. Doch ich bin der Meinung, dass wir sie als Chance begreifen müssen. Der Liberalismus hat stets dafür gekämpft den Bürger zu einem mündigen Menschen zu bilden. Daher kann die Antwort auf das Unverständnis, nur die Bildung der Menschen und insbesondere der nächsten Generation sein. Denn sobald die grundlegenden Konzepte hinter der Marktwirtschaft verstanden sind, dann ist Prinzip des Wirtschaftens etwas intuitiv menschliches, wie Adam Smith bereits richtig erkannte. Denn die Wirtschaft ist nicht der Staat, die großen Konzerne oder „die da oben“, die strukturell die das hart arbeitende Volk ausbeuten. Die Wirtschaft sind wir alle, die täglich in freiwillige Interaktionen eintreten, die zum beiderseitigen Vorteil des Anbieters und des Nachfragers sind. Wirtschaft ist also auch immer Vertrauen. Vertrauen auf die rahmendgebende Struktur unserer Wirtschaftsordnung und Vertrauen in unsere Mitmenschen. Denn jemand wird hier nicht reich indem er jemandem etwas wegnimmt, es sei denn es ist der Staat. Nein, die meisten Menschen sind reich geworden, weil sie ein Produkt oder eine Dienstleitung angeboten haben, die das Leben vieler Menschen bereichert hat. Diese Tatsachen sind essenziell des Verständnisses des Systems unserer freiheitlichen Marktwirtschaft. Und jeder der sie kennt hat intuitiv viel größeres Vertrauen in den Markt.

 

Über den Autor:

Alexander Kobuss (22) studiert Lehramt für Gymnasien mit den Fächern Geschichte sowie Sozialwissenschaften im Master. Er ist stellvertretender Bezirksvorsitzender für Programmatik in Köln/Bonn und leitet den Bundesarbeitskreis Wirtschaft/Energie/Finanzen. Ihr erreicht ihn unter